Filialkirche St. Korbinian

Kirche St. Korbinian

Eine der wohl wertvollsten und schönsten spätgotischen Kirchen Tirols ist die Kirche St. Korbinian, auf einer Anhöhe über der Drautal Bundesstraße am Ausgang des Wilfernertales gelegen.

Sie wurde 1460/1465 während der Herrschaft von Graf Leonhard von Görz-Tirol erbaut und 1468 von Weihbischof Kaspar von Salzburg  eingeweiht. Sie ist dem Hl. Korbinian geweiht. Bischof Johann von Freising übersandte 1471 dem Grafen Leonhard von Görz-Tirol Reliquien der hl. Korbinian und Sigmund für die neu errichtete Kirche.

Jahrhunderte lang war St. Korbinian Wallfahrtskirche, regelmäßige Sonn- und Feiertagsgottesdienste finden - nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten - seit 1954 in St. Korbinian statt.

St. Korbinian ist seit Beginn eine Filialkirche der Pfarre Assling. Die Pfarre Assling wurde 1261 vom Salzburger Erzbischof dem Augustiner Chorherrenstift Neustift bei Brixen inkorporiert. Die seelsorgliche Betreuung der Pfarre Assling mit der Filialkirche St. Korbinian Thal obliegt den Augustiner Chorherren des Klosters Neustift bei Brixen, Dekanatssitz ist Lienz, Bistum Innsbruck.

Das Kircheninnere beeindruckt durch seine harmonischen Proportionen. Netzrippen, Fenster- und Türeinfassungen sind aus behauenem Tuffstein. Das Kreuzrippengewölbe schließt mit quadratischen Schlusssteinen aus Tuffsteinplatten mit Freskomalerei, geschaffen 1468 von Friedrich Pacher. Auf den 11 Schlusssteinen sind die weltlichen und kirchlichen Herrschaftsverhältnisse abzulesen.

Im Inneren der Kirche befindet sich auf den vier nördlichen Schildwänden des Langhauses ein Passionszyklus in Seccomalerei von Andrä Peuerweg, Lienz (1559 bis 1580) mit 31 Szenen. Der Bogen spannt sich von der Begegnung Jesu in Betanien mit Maria und Martha übers letzte Abendmahl, Gefangennahme, Verurteilung, Kreuzigung bis hin zu Himmelfahrt, Pfingsten und der Aussendung der Jünger bis zum Jüngsten Gericht.

In der Kirche sind drei spätgotische Flügelaltäre: links der Passionsaltar, auch Kreuzaltar, geschaffen möglicherweise vor 1425. Er kam vermutlich aus einer anderen Gegend, nördlich der Alpen zu einem nicht bekannten Zeitpunkt in diese Kirche. Die Mitteltafel zeigt die Darstellung der Kreuzigung Christi. Links Maria, Johannes, Maria Magdalena und Joseph von Arimathia. Rechts sind u.a. drei Herrscher aus der ersten Hälfte des 15. Jhdt. zu sehen. Der letzte Luxenburger Kaiser des Hl. Römischen Reiches Sigismund, der Habsburger Herzog Albrecht V, der spätere König Albrecht II und Herzog Johann III-OhneGnade, aus dem Hause Wittelsbach.

Rechts der Magdalenenaltar. Bei den beeindruckenden Darstellungen des Barbarameisters (aus der Werkstatt von Friedrich Pacher 1498) werden Leben von drei verschiedenen Frauen zu einem zusammengefügt. Maria Magdalena, die unter dem Kreuz Jesu stand und der Jesus als der Auferstandene am Grab begegnete. Maria, die Schwester des Lazarus, und die namenlose Sünderin, die Jesus die Füße wäscht. Verschiedene Legenden wie z. B. die ägyptische Magdalenenlegende schmücken das zunächst sündhafte Leben von Maria Magdalena und dann ihr Büßerleben aus, um die Gnade Gottes bei der Bekehrung von Menschen aufzuzeigen.

Der Korbinianaltar schmückte ursprünglich das Presbyterium der Kirche. Heute befindet er sich an der rechten Seitenwand des Langhauses. Im Mittelschrein sieht man die Statue des Hl. Korbinian von Hans Klocker. Aus der Altarwerkstatt von Friedrich Pacher, Bruneck, sind auf den beiden Standflügeln der hl. Petrus und der hl. Paulus zu sehen. An den Seitenflügeln sind innen der hl. Florian und die hl. Magdalena dargestellt, außen der Apostel Andreas und der hl. Korbinian. Am Predellagemälde sind fünf Szenen aus dem Leben des Heiligen Korbinian dargestellt, es gilt als eigenhändiges Werk Friedrich Pachers.

Der gotische Korbinianaltar musste 1660 einem barocken Hochaltar weichen. Der barocke Hochaltar wurde von Lienzer Meistern errichtet und bemalt. Das Altarbild zeigt den hl. Bischof Korbinian, an seinen Seiten Johannes den Täufer und Papst Silvester. Als plastische Arbeiten sind die Apostelfürsten Petrus und Paulus zu sehen, im Aufsatz die hl. Andreas und Florian. Im Aufsatz „Mariahilf“ nach Lukas Cranach, den Giebel schmückt der Erzengel Michael.

Als der Korbinianaltar 1660 an der Seitenwand montiert wurde, wurden die beiden beweglichen Schreinflügel abmontiert und verkauft. Sie kamen über den internationalen Kunsthandel zu einem Kunsthändler in Holland. Dessen Sammlung wurde 1940 durch die Nazis liquidiert. Der Kunsthändler verunglückte auf seiner Flucht vor den Nazis tödlich. So konnte nach dem Krieg kein Besitzer mehr ausfindig gemacht werden und die 4 Einzelgemälde wurden an die Niederlande restituiert.

2006 konnten die Tafeln an die in den USA ausfindig gemachten Erben zurückgegeben werden; sie wurden 2007 bei Christie’s in London versteigert. Über die Landesgedächtnisstiftung Tirol wurden die Tafeln zurückgekauft und vom Bundesdenkmalamt eingehend untersucht und erforscht. Der gesamte Korbinianaltar wurde in den Werkstätten des Bundesdenkmalamtes in Wien komplett restauriert und 2010 in die Kirche St. Korbinian, Thal, rückgeführt.

Die Kirche ist verschlossen und alarmgesichert. Von Mai bis Oktober ist das Holztor offen. Durch den gläsernen Windfang kann das Kircheninnere gut eingesehen werden. Die Kirche ist nur während der Gottesdienste geöffnet.

Kirchenbesichtigungen sind nach telefonischer Voranmeldung bei der Pfarrkoordinatorin Christa Czopak (+43 681/20424350) möglich.

An der nördlichen Außenseite der Kirche sind auf Schautafeln des Bundesdenkmalamtes/Belvedere Details und Informationen zur Geschichte der Korbinianaltares nachzulesen.

Eine ausführliche Kirchenführer-Broschüre wurde von Christa und Karl Czopak 2020 verfasst. Sie ist in der Pfarre Assling um je € 4,00 erhältlich. Sie kann auch über die E-Mail-Adresse czopak.thal@live.com gegen Bezahlung von € 4,00 plus Porto und Verpackung bestellt werden.

Für das Interreg-Projekt „Bergpilgerweg Hoch und Heilig“ hat Dekan Dr. Franz Troyer mit dem Bildungshaus Osttirol eine kurze Kirchenführung auf Video zur Verfügung gestellt (italienische Version).


Kontakt

Thal-Wilfern
9911 Assling

QR-Code zum Scannen öffnen

wegfinder
zum Lageplanfür Filialkirche St. Korbinian

Ansprechperson/Pfarrkoordinatorin

Czopak Christa

Telefon +43 681 204 243 50